Freiligrath

Freiligrath
Freiligrath
 
[-ligraːt, -liçraːt], Ferdinand, Schriftsteller, * Detmold 17. 6. 1810, ✝ Cannstatt (heute zu Stuttgart) 18. 3. 1876; war Kaufmannslehrling in Soest, dann Bankangestellter in Amsterdam und Barmen. Die erste Sammlung seiner »Gedichte« (1838, darin u. a. »Der Löwenritt«, »Der Mohrenfürst«) brachte mit der Schilderung exotischer Welten - von der französischen Romantik beeinflusst - einen neuen Ton in die deutsche Dichtung und war so erfolgreich, dass er sich fortan ganz der Dichtung widmete. Mit K. Simrock und C. Matzerath (* 1815, ✝ 1876) gab er das »Rheinische Jahrbuch für Kunst und Poesie« (1840-41), mit Levin Schücking »Das malerische und romantische Westphalen« (1841, Nachdruck 1962 und 1974) heraus. Auf ein ihm von Friedrich Wilhelm IV. 1842 verliehenes Ehrengehalt verzichtete er 1844, nachdem er sich in »Ein Glaubensbekenntniß« (1844), einem Band politischer Gedichte, ganz in den Dienst sozialer und freiheitlich-demokratischer Ideale gestellt hatte. Seiner Gesinnung wegen verfolgt, ging er 1845 nach Brüssel (Bekanntschaft mit K. Marx), dann in die Schweiz, 1846 nach England; von dort aus veröffentlichte er 1846 weitere zeitkritische Gedichte (»Ça ira!«). 1848 kehrte er nach Deutschland zurück; er wurde wegen des Gedichts »Die Todten an die Lebenden« (1848) verhaftet, jedoch nach erfolgloser Anklage freigesprochen und übernahm die Redaktion der von Marx geleiteten »Neuen Rheinischen Zeitung« in Köln (bis 1849). Vor neuer politischer Verfolgung wegen seiner »Neueren politischen und sozialen Gedichte« (1849-51, 2 Bände) und seiner Beteiligung an der demokratischen Zentralbehörde in Köln wich er 1851 abermals nach England aus. Neun Jahre lebte er als Direktor der Schweizer Generalbank in London. Eine öffentliche Sammlung in Deutschland ermöglichte ihm 1868 die Rückkehr; ab 1874 lebte er in Cannstatt. - Freiligrath wirkte auch als Übersetzer des ihm in vielem verwandten V. Hugo, aber auch von A. de Musset, R. Burns, H. W. Longfellow und T. Moore. Seine »Kriegslieder« von 1870 (in: »Neue Gedichte«, herausgegeben 1877) zeigen schließlich die Wandlung des einstigen Revolutionärs zum patriotischen Dichter der Bismarckzeit.
 
Ausgaben: Sämmtliche Werke, herausgegeben von L. Schröder, 10 Bände (1907); Werke, herausgegeben von J. Schwering, 6 Teile in 2 Bänden (1909, Nachdruck 1974); Freiligraths Briefwechsel mit Marx und Engels, herausgegeben von M. Häckel, 2 Bände (21976).
 
 
F. F. als dt. Achtundvierziger u. westfäl. Dichter, hg. v. E. Kittel (1960);
 
F. F. 1876-1976, hg. v. J. Ruland u. a. (1976);
 E. Fleischhack: F.s Gedichte in Lied u. Ton. Überblick u. bibliograph. Slg. (1990);
 E. Fleischhack: Bibliogr. F. F. 1829-1990 (1993).
 

Universal-Lexikon. 2012.

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